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Weihnachtsblues Alles andere als ein bescheidenes Licht

Glaubt man den Erzählungen, wurde Jesus in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Kalt und frostig wie in unseren Breitengraden im Dezember war es zwar nicht, aber das ganze Setting drumherum doch recht bescheiden. Nur mit einer Windel in einer Futterkrippe liegend, einzig der liebende und wärmende Blick der Eltern gewiss. Den meisten Babys geht es heute ausstattungstechnisch besser, abgesehen davon, dass im 21. Jahrhundert immer noch Mütter mit ihren Kindern auf der Flucht sind und in Furcht und Schrecken leben müssen.

Doch zurück zur bescheidenen Ausgangslage vor 2018 Jahren in Bethlehem. Einzig der – das Kronenchakra umfassende – Lichtschein erhellte den vermutlich etwas schmutzigen Ort mit sicher deutlichem Tiergeruch. Doch es zeigt schon die Kernaussage: Wir sind (alle) Licht! Gut, er, der Retter, ist erst mal der Einzige, der einen heiligen Schein um sich herum ausstrahlt, zumindest in künstlerischen Darstellungen (Ausnahmen gibt es gewiss).

Licht – damit wir ihn (wo bleibt „sie“?) erkennen ….? Damit wir uns selbst erkennen?

Das Licht, welches wir zu dieser Zeit zelebrieren, ist um ein Vielfaches heller und künstlicher. Doch zu einer Jahreszeit, in der es draußen in der Natur rein sonnenstandtechnisch immer dunkler wird, kommen uns die wenn auch blinkenden Lichter gerade zur rechten Zeit. So viel Dunkelheit und naturtechnische Trübnis ist auch kaum zu ertragen, wenn wir es mit anderen Jahreszeiten vergleichen. Obschon wir uns dem Jahrenzeitenzyklus hingeben, fällt es dennoch schwer, bei Winterkälte täglich einen langen Spaziergang „an der frischen Luft“ mit Tageslichtspektrum zu machen. Das Sofa, der Punsch und der Romantikfilm locken doch allzusehr.

Dennoch  – oder gerade deswegen – nimmt unsere Kultur zu diesem Großereignis seltsame Beschäftigungen an (also so von Außen als Marsmensch betrachtet): LED-Lichterketten & Glitzersterne, Lebkuchen & Glühwein, Lametta & Geschenkegroßeinkäufe … Es ist eine Phase intensiver Vorbereitung, die an Dynamik exponential zuzunehmen scheint. Jeder spricht ganz selbstverständlich von Weihnachts-Stress, obwohl es sich kein Mensch freiwillig zumuten mag, solchermaßen gehetzt Erledigungen machen zu müssen und einen Tag vor Weihnachten den Supermarkt leerzukaufen, als ob eine Hungersnot anstehen würde.

Weihnachten ist nicht bescheiden oder still wie damals im Stall. Ein gewisser Zauber liegt nur dann in der Luft, wenn es zärtlich schneit oder Kinderaugen leuchten – oder wenn es aus der Küche vertraut nach unbeschwerter Kindheit duftet.

Weihnachten kann eben auch anstrengend oder banal schwierig sein. Zum Beispiel immer dann, wenn das Leben nicht so bunt und glitzernd wie das Geschenkpapier ist. Wenn jemand erkrankt oder stirbt – gerade an Weihnachten (ich selbst habe mein Kind vor 14 Jahren an Weihnachten wieder geheilt geschenkt bekommen). Wenn die Sorgen um den Job sich auch nicht mit Glühwein wegtrinken lassen. Wenn jemand alleine ist, ohne Kinder oder Eltern. Wenn jemand alleine gelassen wird. Wenn am Ende des Festes ein laues Gefühl übrig bleibt, weil sich Erwartungen nicht erfüllt haben.

Bescheidenheit heißt ja auch, dass man sich nicht in den Vordergrund stellen oder drängen mag. Insofern könnte das Jesuskind selbst bescheiden gewesen sein – doch erst die Hirten und die Heiligen Drei Könige mit Engelbegleitung haben ihn so sehr auf selbstverständliche Weise gehuldigt, dass er nun – auch 2.018 Jahre später – solch einen Ruhm hat, dass wir ihn ebenso huldigen?

Tun wir das – wirklich?

Welche Rolle spielt Jesus heute für unser Leben? Und welche Rolle spielt Weihnachten für uns? (Auf was könn(t)en wir verzichten?)

Es lebe der Weihnachtsblues* – in letzter Konsequenz? Ich persönlich finde, dieser Art Blues lebt schon ganz schön munter unter uns. Versteckt. Verdeckt. In geheimer Mission.

Angesichts der Massenbewegung (nicht global betrachtet) wären allerdings Freudensprünge sinnvoll. So echte, riesige Sprünge in die Luft, laute Juhus und der Ausdruck purer Herzensfreu(n)de.

Das Herz darf niemals bescheiden bleiben. Das Herz darf sich öffnen und sich ganz weit machen, denn wir sind (genau solch ein) Licht!

 

Copyright Birgit Matz 2018

 

* Blue, englisch bedeutet übersetzt „traurig, trübsinnig“. I`am feeling blue: Ich habe schlechte Laune.

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