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DASGESUNDMAGAZIN VON BIRGIT MATZ

Hochsensibilität: Proud to be Sensibelchen Von Chris Gust | @let.s.talk.mental

Ein Gastbeitrag von Chris Gust von @let.s.talk.mental

„Denk halt nicht zu viel nach!“
„Stell´ Dich nicht so an.“
„Du bist aber auch empfindlich.“

Sätze, die hochsensible Personen (HSP) so oft zu hören bekommen haben, dass viele von ihnen wirklich lange Zeit denken, sie wären irgendwie „falsch“. Hochsensible Menschen fühlen sich oft „wie Außerirdische“. Dabei ist Hochsensibilität weder Einbildung noch ein „Fehler“ im System, sondern wenn man so will eine Eigenschaft, die eben nur weniger Menschen (ca. 20%) betrifft. So, wie es Rechts- und Linkshänder*innen gibt, so gibt es auch normal- bzw. hochsensible Menschen, denn Hochsensibilität ein Persönlichkeitsmerkmal, welches sich zum einen durch eine intensivere und umfangreichere Wahrnehmung von Reizen kennzeichnet, und zum anderen in der Folge auch zu ganz anderen Verarbeitungsprozessen führt.

Sensibilität an sich gehört zur Grundausstattung eines jeden Menschen, sie ist jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei hochsensiblen Menschen ist die Reizverarbeitungssensibilität („Sensory Processing Sensitivity“) erhöht, weshalb sie in ein und derselben Situation deutlich mehr Reize aufnehmen als „normal“ fühlende Menschen und somit ihre Umwelt mit allen Sinnen feiner und genauer wahrnehmen. Außerdem gibt es Vermutungen dazu, dass Hochsensibilität durch genetische Veranlagung und veränderte Aktivitäten verschiedener Hirnstrukturen entsteht. Es gibt allerdings noch keine fundierten Belege dafür.

Hochsensible Menschen nehmen alles um sich herum intensiver und detaillierter wahr, als normal fühlende Menschen: Umgebungs- und Hintergrundgeräusche können in ihren Ohren regelrecht weh tun. Lichtverhältnisse, beispielsweise sehr grelles oder blinkendes Licht, werden ebenso stärker und störender wahrgenommen, wie Berührungen oder auch Empfindungen, bspw. ein zu enges oder kratziges Kleidungsstück. Während normal fühlende Menschen innere Vorgänge des eigenen Körpers, wie z.B. leichten Kopfdruck oder einen etwas erhöhten Herzschlag, gar nicht registrieren, nehmen Hochsensible all diese Details oder Veränderungen gleichzeitig wahr.

Die Art des Denkens unterscheidet sich ebenfalls sehr von dem der „Masse“. Overthinking ist eine Paradedisziplin und sorgt für extrem detaillierte und vertiefte Gedankengänge. Nicht selten können Hochsensible gefühlt quasi die Zukunft vorhersagen, weil ihr Denken so effizient und strukturiert ist, sie so viele komplexe Zusammenhänge herstellen und jegliche Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen, mit einbeziehen, dass das Ergebnis ihres Nachdenkens dem gleicht, was dann auch tatsächlich passiert.

Sie spüren oft schon, wie es anderen Menschen geht, wenn diese einen Raum betreten, weil sie so ein hohes Maß an gefühlsbezogener Resonanz und eine ausgeprägte Empathie gegenüber ihren Mitmenschen haben. Sie können hervorragend „zwischen den Zeilen lesen“ und entlarven so manche Lüge intuitiv, weil sie die Stimmungen und Befindlichkeiten anderer Menschen spüren können wie ihre eigenen. Das ist Fluch und Segen gleichzeitig. Sich abgrenzen zu lernen ist deshalb enorm wichtig für hochsensible Personen.

In der Konsequenz all diesen Erlebens sind sie auch schneller überwältigt von ihrer Umgebung. Durch die Vielzahl der zu verarbeitenden Reize fühlen sich Hochsensible insgesamt schneller überreizt, überstimuliert und überfordert. Im „Nachgang“ an Ereignisse oder Gespräche brauchen sie meist auch länger, um Eindrücke, Erfahrungen, etc. zu verarbeiten. Darum sind Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten für sie sehr wichtig, damit sie sich nicht mental komplett überfordern.

Auch in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen spielt unsere Sensibilität eine große Rolle. So sind die gängigen Möglichkeiten, andere Menschen kennen zu lernen oft mit einer Reizüberflutung verbunden und durch die oftmals erlebte Ablehnung, ziehen Betroffene sich immer mehr zurück und vereinsamen. Dabei sind haltgebende und empathische Verbindungen für unsere (mentale) Gesundheit so wichtig.

Doch es gibt Hilfe:

Um Wege aus der Einsamkeit zu finden, kannst du dich in der jumiwi App anderen hochsensiblen Menschen verbinden und wertvolle Tipps austauschen. Du wirst feststellen, dass Beziehungen untereinander eine unbeschreiblich schöne Erfahrung sein können, weil du feststellst, dass du nie allein und nie „falsch“ warst, sondern „nur“ ganz besonders, auf absolut positive Weise. Mehr Informationen bekommst du unter www.jumiwi.com.

Über die Autorin:

Chris Gust | @let.s.talk.mental ist hochsensibel und viele Jahre bestimmten Angst & Panik ihr Leben. Um anderen Menschen ihre Umwege und Kämpfe zu ersparen, betreibt sie seit vielen Jahren Öffentlichkeitsarbeit rund ums Thema mentale Gesundheit und Hochsensibilität. Prävention, Aufklärung und Umsetzung sind dabei die Eckpfeiler ihrer Arbeit. Sie setzt sich dafür ein, dass sich in der Gesellschaft etwas an der Tabuisierung von Angststörungen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ändert und dass Hochsensibilität kein Nischenthema mehr ist. Das tut sie als Gründerin und CEO von jumiwi, als Künstlerin, Autorin, Coachin und Speakerin, sowie als Vorsitzende des ehrenamtlichen Telefondienstes „Mutruf“ – einander Halt geben e.V.

www.chris-gust.de

(c) Foto: Chris Gust

 

 

 

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