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DASGESUNDMAGAZIN VON BIRGIT MATZ

Männerherzen fühlen – Eine Reise aus der Ohnmacht in die Kraft Interview mit dem Autor Christoph Glöckner

Gerne gebe ich zu: Ich war sehr neugieirig, das Buch über fühlende Männerherzen zu lesen. Irgendwann habe ich beim Lesen festgestellt: „Ertappt“! Ja, ich kann so vielem kopfnickend zustimmen und bin sehr dankbar, dass Christoph Glöckner den Mut hatte, das Buch „Männerherzen fühlen“ zu schreiben. Wenn ich genau hinschaue und hinfühle, dann hat der Titel für mich zwei Bedeutungen: Ja – Männerherzen können fühlen. Und ja – als Frau darf ich Männerherzen fühlen. Das ist hier meine persönlich Erkenntnis. Am Besten ist es, das Buch selbst zu lesen. Das Interview darf nur dazu anregen!

Wie schön, dass Christoph sich die Zeit für mich genommen hat, meine Fragen zu beantworten:

 

Birgit:
Ich danke dir für deinen Mut, über deine Gefühle und den männlichen Brustraum zu schreiben. Ich halte es für essentiell, damit Heilung in die verschiedenen Beziehungsthemen einziehen kann. Als weibliche Leserin habe ich so oft innerlich „Ja mit Ausrufezeichen“ gesagt, weil ich es selbst immer wieder so erleb(t)e. Was ist deine Empfehlung für Männer, die jetzt ihren Herzraum öffnen möchten? Reicht eine gezielte Körperarbeit, um aus dem Denken herauszukommen und das Bewusstwerden der Ur-Gefühle wie Wut und Trauer? Oder braucht es noch mehr ganzheitliche Erkenntnisprozesse?

Christoph:
Bei meinen Lesungen komme ich oft an den Punkt, wo Gefühle sehr präsent sind – besonders die Trauer. Manchmal würde ich sie gern ganz zulassen. Trotzdem bleibe ich bei den Worten, und es entsteht eine stille, vibrierende Atmosphäre, in der das Herz sehr lebendig wird. Ich frage mich selbst: Was würde passieren, wenn ich die Gefühle und den Schmerz in solchen Momenten vollkommen zuließe? Wenn aus einer Lesung vielleicht ein gemeinsames Trauerritual entstünde? Noch taste ich mich heran, wie viel Tiefe ich in diesen Räumen zulassen kann und wo Sprache, der Text, ein sicherer Anker bleibt.

Zu deiner konkreten Frage:
Ich spreche bewusst nicht mehr vom „Herzraum öffnen“. Diese Sprache kann aus einer traumasensitiven Sicht bereits zu viel Druck erzeugen. Für mich geht es darum, mit dem Herzen in Kontakt zu kommen – es wahrzunehmen, zu spüren, es zu erwärmen. Ihm Vertrauen und Sicherheit zu schenken. Ich arbeite rein somatisch mit den Schutz- und Spannungsstrukturen rund um das Herz. Gleichzeitig eröffnen meine Worte – etwa durch mein Buch oder in Lesungen – einen inneren Zugang.

Körperarbeit allein kann sehr viel bewirken – wenn sie feinfühlig, traumasensibel und bewusst geführt wird. Gleichzeitig passiert ganz viel, wenn Menschen mein Buch lesen oder meinen Worten zuhören. Das heißt: Über die Ebene der Worte stelle ich Zugänge zum Herzen her. In meiner Erklärung ist es ein verkörperter Erkenntnisprozess, den ich durch meine Arbeit zur Verfügung stelle. Und ja, der Schlüssel ist der Körper, und es ist immer wieder eine Kunst, die Brücke zu schlagen, eine Tür zu finden und die Menschen aus dem Kopf abzuholen und in die Verkörperung zu bringen. Am Ende braucht es verschiedene Wege, denn die Vermeidungs- und Schutzinstanzen sind komplex. Gleichzeitig will der Geist mitgenommen werden. Er will wissen, was ihm hier gerade geschieht. Auch eine zu „radikale“ Körperarbeit läuft Gefahr, das Energiesystem zu sehr zu öffnen, den Menschen zu überfordern und ihn am Ende noch mehr verschließen zu lassen.

Meine aktuelle Arbeitsweise ist eine sehr ausgerichtete, geführte, sensible und bewusste eigene Körperarbeit, die über Worte und den Geist transportiert wird.

 

Birgit:
Ich selbst habe große Sehnsucht, mein weibliches Sein ganz und gar leben zu können. Auch in meinen Frauenkreisen geht die Frage um, welche Rolle wir Frauen in dieser Welt spielen sollen und was noch gesund und was schon krank ist. Mir hat es gut gefallen (ertappt!), wie du die schon fast verzweifelten Versuche der Frauen beschrieben hast, um den Mann emotional zu „erreichen“! Was wünscht du dir von Frauen? Sollten sie ihre Männer hier unterstützen oder eher ihre (zu) männliche Kraft zurücknehmen, um wieder in ihr Ur-Weibliches zu gelangen?

Christoph:
In meinem Buch schreibe ich darüber, dass Frauen meist eine tiefere Verbindung zum Leben haben – eine Verbindung, die Männer oft erst wiederentdecken müssen. Frauen haben die Gabe, Männer über das Herz in Kontakt mit dem Leben zu bringen. Eine Frau, die in ihrer weiblichen Kraft ruht, hat oft eine tiefe Sehnsucht, den Mann auf der Herzensebene zu berühren. Diese Kraft kann für einen Mann unglaublich schön und beflügelnd sein – wie etwa in den Momenten des Verliebtseins. Doch zugleich kann diese Kraft auch sehr überwältigend wirken. Ich selbst fühle mich als Mann davon immer wieder beschämt oder gedemütigt. Und genau deshalb ist es oft nicht leicht für uns Männer, uns dieser Berührung wirklich hinzugeben.

Was ich mir von Frauen wünsche? Dass sie sich ihrer Gabe noch bewusster werden. Dass sie ihre Herzensstärke nicht verstecken oder zurückhalten müssen – aber dass sie sie auch nicht einsetzen, um beim Mann eine bestimmte Reaktion zu erzwingen. Wenn eine Frau ihre Kraft in sich selbst hält, sie als Teil ihrer eigenen Lebendigkeit nährt – ohne zu erwarten, dass sie damit etwas im Mann bewirken muss –, dann entsteht weniger Frust auf beiden Seiten.

Viel Frust entsteht nämlich dadurch, dass Frauen ihr Herz ständig verschenken in der Hoffnung, den Mann zu erreichen. Oft nimmt der Mann ein wenig davon auf, aber lässt sich nicht tief berühren. Und solange er diese kleine Dosis Liebe immer wieder „kostenlos“ bekommt, fehlt meist die Motivation, wirklich etwas an seiner Beziehung zu verändern. Wenn eine Frau ihre Herzenskraft klar bei sich behält und nicht mehr selbstverständlich gibt, entsteht der Raum, in dem ein Mann sich auf seinen eigenen Weg zu seinem Herzen machen kann.

 

Birgit:
Ich habe den Eindruck, dass wir schon fast verzweifelt nach dem Urweiblichen und Urmännlichen suchen, als ob es verloren gegangen ist. Dabei lebt die Menschheit ja gemessen an der Zeitspanne ihres Erdendasein erst seit kurzem in dermaßen ungesunden (patriarchalen) Strukturen, in denen beide leiden. Beide fühlen sich verwirrt: Mann und Frau. Welchen Weg bist du gegangen, um aus dieser Verwirrung herauszukommen und deine eigene Männlichkeit zu entdecken? Was hat es mit dir gemacht – auch in der Gesellschaft, im Beruf …? Hattest du irgendwann Angst, deine (vielleicht falsche) Männlichkeit zu verlieren?

Christoph:
Für mich liegt eine große Freiheit darin, mich nicht in Begrifflichkeiten von Mann und Frau zu verlieren. Man kann viel Zeit damit verbringen, das scheinbar Urmännliche oder Urweibliche zu suchen. Ich lebe eine große Freiheit, weil ich nicht auf der Suche nach einem Männerbild bin und weil ich eine gute Beziehung auch zu meinen femininen Anteilen habe.

Ich frage mich: Wer sind wir eigentlich, jenseits der Rollen? Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind real, ja – biologisch, psychisch, energetisch. Aber sie sind keine Gesetze, sondern Kräfte. Wenn ich diese Kräfte erkenne, kann ich mit ihnen tanzen – anstatt von ihnen getanzt zu werden.

In der Genderbewegung sehe ich den Wunsch nach Freiheit – sich von alten Zuschreibungen von Mann und Frau zu befreien. Ich schätze das sehr. Gleichzeitig beobachte ich, wie leicht dabei die Geschichte, die Polarität, verdrängt wird. Doch wenn ich sie ablehne, wirke ich aus dem Schatten heraus. Und wenn ich mich nur auf sie fixiere, bleibe ich in der Vergangenheit. Ich möchte beides: die Polarität anerkennen und mich zugleich jenseits davon entwickeln.

In meinem Leben habe ich in sehr verschiedenen Welten gelebt: als Ingenieur in einem sehr männlich geprägten Umfeld, als Erzieher und als Shiatsu-Praktiker in einer sehr weiblichen Domäne. Beides war sehr lehrreich, beides Teile von mir. Am Ende geht es um das Leben. Im Kontakt mit dem Leben selbst gibt es für mich keine Polarität. Und ich interessiere mich für das volle Spektrum.

Und trotzdem – es gibt Grenzen. Ich kann als Mann mit meinen weiblichen Anteilen sehr in Kontakt sein. Aber ich werde nie die Erfahrung machen, ein Kind zu gebären. Mutter zu sein. Etwas vom Weiblichen bleibt mir immer verborgen. Und das ist okay. Nein, es ist sogar wunderschön. Es ist wunderschön, dass es Mysterien gibt und damit eine große Neugierde, Unterschiede anzuerkennen und einander wirklich zu begegnen – ohne damit etwas festzulegen.

 

Birgit:
Und noch eine Frage: Welche Wünsche hast du für die Zukunft der Gesellschaft?

Christoph:
Meine Begeisterung gilt dem Herzen – ganz egal, ob es ein Männerherz oder ein Frauenherz ist. Ich bin fest überzeugt, dass darin ein Schlüssel für die Herausforderungen unserer Zeit liegt. Das Herz ist der Sitz des höchsten Bewusstseins, und wir stehen erst am Anfang, das volle Potenzial unseres Herzkraftwerks zu entfalten. Eine schönere Welt, eine neue Erde ist möglich, denn das Herz kennt sie bereits.

Birgit:
DANKE für deine Worte, die für mich ganz und gar zu fühlen sind!

(c) Christoph Glöckler

Autor – Somatischer Coach – Pädagoge – Musiker
Webseite: christoph-gloeckler.de
Podcast Herzwerkstatt: youtube.com/@christoph.glockler
Instagram: instagram.com/christoph.glockler

 

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Christoph Glöckler
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Februar 2025

 

 

 

Das Buch wurde im Eigenverlag und in Eigenleistung publiziert. Um so schöner, wenn es direkt beim Verlag bestellt wird. Gerne liefert es auch der Buchhändler vor Ort!

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