Ich bin altmodisch – geworden. Völlig unfreiwillig. Auf einmal kam dieser eine Tag, an dem mich diese Erkenntnis wie ein bitterer Blitz getroffen hatte.
Ich gehe wohl nicht mehr mit der ach-so-schnell-lebigen Zeit im Gleichschritt mit; ich bin ab sofort definitiv nicht mehr modern.
Und nein, ich rede jetzt nicht vom digitalen Wandel, von der Künstlichen Intelligenz, von Apps, die den Alltag erleichtern (Tun sie das?) oder von der notwendigen Nutzung aller sozialer Medien als Unternehmer. Obschon das auch zu einer Anstrengung werden kann, die man erst gar nicht merkt. Subtil kommen diese Anforderungen dahergeschlichen.
Ich habe das Gefühl, nur noch am Hinterherrennen zu sein, damit ich ja nichts verpasse und immer up to date bin. Als ob ein unsichtbarer Dirigent mir alles vorschreiben würde, was und wie es richtig ist.
Ein Beispiel
Meine neueste Erkenntnis ist die Zunahme der totalen Verenglischung unserer Sprache in der Werbewelt. Es werden nicht nur einzelne Wörter ersetzt, weil sie schöner klingen, sondern es wird einfach alles „übersetzt“ (Nein, es ist eben nicht zweisprachig). Ich stelle mir dabei die noch ältere Generation vor, die davon gleich mal ausgeschlossen wird. Das Signal ist eindeutig.
Das ist wie gesagt nur ein Beispiel von vielleicht vielen, die nun als neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Wenn ich erfolgreich sein möchte, dann muss ich da wohl mitmachen. Sonst bleibe ich sitzen! Meine eigene Frequenz scheint die der „anderen“ dann nicht mehr zu erreichen! Meine Schwingung ist so nicht mehr kompatibel.
Ich fühle mich aber falsch, damit fehl am Platze.
Dabei verliere ich mich doch selbst, wenn ich mit meiner Muttersprache eine Fremdsprache spreche 🙂 Oder? Ähhhhh – nein – stop!
Jede Sprache drückt doch etwas mit ihrem eigenen Wortschatz aus.
Und ich sehe meine Einzigartigkeit dahinschwinden – und gleichermaßen meine Ehrlichkeit.
Ich bin heute also gerne altmodisch. Und:
Lieber einzigartig als makellos.
(c) Birgit Matz für DASGESUNDMAGAZIN