Auf dem Weg zur egalitären Gesellschaft
Die öffentliche Tagung MATRI ARCHE zeigt neue Möglichkeiten für das Entstehen einer egalitären Gesellschaft auf. Ausgehend von der Matriarchatsforschung kommen an diesem Tag Referentinnen mit einem interessanten und vielleicht auch brisantem Themenspektrum zu Wort. Organisiert wird die Tagung im Museum am Löwentor von Absolventinnen der Internationalen Akademie HAGIA.
Der wichtigste Ansatzpunkt ist hier sicherlich die Tatsache, dass Matriarchate niemals Herrschaftsformen waren und auch nie sein wollen. Durch die langjährige Forschungsarbeiten – insbesondere von HEIDE GÖTTNER-ABENDROTH – weiß FRAU (und MANN) inzwischen, dass die Menschen in Matriarchaten friedlich und lustvoll in sozial abgesicherten Familienstrukturen mit einer reich gelebten Schenkökonomie gelebt haben. Unsere Gesellschaft kennt nur das tatsächlich im Wortsinn „herrschende“ Patriarchat, welches in seinen Strukturen für alle im täglichen Leben, in der Schule, im Beruf, in Partnerschaften, im Rechtssystem und so weiter unmittelbar und oft auch schmerzhaft erfahrbar ist.
Auch wenn inzwischen Frauen viele Schritte in Richtung Emanzipation erreicht haben, „herrscht“ noch lange keine Egalität zwischen Mann und Frau. Tatsächlich bröckeln die wohl bekannten sozialen Systeme, die unsere Gesellschaft am Laufen und scheinbar am Leben erhalten, einfach so weg. Manches lautlos – aber auch bewusst mit großem Getöse vor allem in den Medien. Doch sind das fundamentale Änderungen (ohne fundamentalistisch zu sein) – oder gar radikale Veränderungen (um dem Wort die richtige Bedeutung zu geben: an die WURZEL gehend)?
Leben wir hier einen Fortschritt oder Rückschritt?
Gleichwertigkeit geht in jedem Fall anders. Und es geht somit um eine neue Denkweise und Handlungsrichtung. Dabei ist es ganz zu erkennen und herauszustellen, dass in einer matriarchal gelebten Gesellschaft die Männer (der Familie ) keinesfalls zu kurz kommen oder gar benachteiligt wären. Auch sie profitieren von den veränderten Strukturen einer Lebensweise, die die ursprüngliche Schöpferkraft der Frau in der Mittelpunkt stellt.
Aus dieser Kraft heraus entsteht eine Gemeinschaft, die in sich lebendig, gesund und kreativ und sich innig zugeneigt ist.
Die Frauen und Männer entscheiden innerhalb dieser Gemeinschaft im Konsens (= Basisdemokratie ) – und nicht demokratisch – auch nicht in direkter Demokratie. Nur der Konsens schafft dauerhaft Frieden (vergleiche dazu die Kommunikationsempfehlungen von Gemeinschaftsprojekten). In Anbetracht des Wortstammes MATER (=Mutter, Materie) wird hier schon alleine durch die Sprache deutlich, dass Frauen mit ihren Fähigkeiten durchaus in der Lage sind, auch mit ihrem Nachwuchs nicht zu „verhungern“… Schliesslich generieren sie ja selbst den Staat maßgeblich und haben in ihrer eigene Verwandtschaftslinie immer genügend männliche und weibliche direkt verwandte Mitglieder, ohne von Sexualpartnern wirtschaftlich abhängig zu sein.
Ein spannendes Thema, das sicherlich so manche Wissenslücke füllt und ein völlig neues Bewusstseinsfeld erschafft. Die Referentinnen reden u.a. über die Wirtschaft des Schenkens am praxisnahen Beispiel von Juchitan in Mexiko, von Liebe, Erotik und Beziehungen, von interaktiver Konsensfindung und von matricharchaler Spiritualität anhand der Landschaftsmythologie...
Männer sind absolut erwünscht und willkommen.
Näheres dazu hier:
www.gabriele-kapp.de
www.facebook.com/ZukunftswerkstattMatriArche
www.hagia.de
www.goettner-abendroth.de
Fragen an die Referentin und Tagungsorganisatorin Gabriele Kapp:
Wie kann das in der Realität gelebt und erlebt werden?
Was sind die nächsten konsequenten Schritte?
Ihre Antwort…
Ein wichtiger erster Schritt ist schon, dass über das Thema überhaupt gesprochen, debattiert und informiert wird! Vor ein paar Jahren wurde offiziell noch behauptet, es habe nie ein Matriarchat gegeben. Es existieren aber auf allen Kontinenten, außer Europa – überall noch matriarchale Gesellschaften heute. In den letzten Jahren wurde meist ohne Kenntnis der Fakten orakelt, Matriarchate wären Gesellschaften gewesen, wo Männer „am Rande der Gesellschaft gelebt hätten“.
Heute wird zunehmend bewusst die moderne wissenschaftliche Matriarchatsforschung bekannt, so dass deutlich wird: In einer Gesellschaft, in der Suizid die häufigste Todesursache junger Männer zwischen 16 und 42 Jahren ist, ist das Ende des Patriarchats dringend notwendig. Denn das matriarchale Paradigma führt bei dem Weg aus dem Patriarchat über den Geschlechterkampf von Mann und Frau weit hinaus! In die Perspektive der Beziehung Mütter und Kinde, für die natürlich immer das Beste gewollt wird. Und Kinder waren wir ja alle einmal.
Deshalb ist die erste politische Forderung : Souveränität der Mütte ! Hinter diesem ungewohnten und künstlich anmutenden Wortschöpfung verbirgt sich eine hochintegrative Struktur, die allen Kindern dieser Erde ihre Heimat und gleichzeitig Freiheit zur individuellen Entfaltung wieder zurückgibt.
Dann ist es nötig, alle als „normal“ geltenden Prämissen unserer Kultur, die wir so gewohnt sind, auf den Prüfstand zu stellen im Alltag : Wieso sprechen und singen wir in der Kirche nur über Väter, Söhne und heilige Geister ? Und welche Wirkung hat das auf Jungs und Mädchen? Seither ist man immer davon ausgegangen, dass Männer und Jungs durch das Patriarchat Vorteile hätten. An den Gewalt- und Selbstmordstatstiken sieht man aber, dass gerade Männer mit diesem Ungleichgewicht vollkommen überfordert sind, und sie ebenso stark, aber auf andere Weise unter dem Fehlen der wertschätzenden Weiblichkeit zu leiden haben. Wie geht es Jungs, die nicht mit Mädchen spielen sollen, weil die „bäh“ sind ?
Wie geht es Männern , die sich in ihrer Identität nur über den Vater und vielleicht sogar dessen Beruf ableiten sollen? Da gibt es ja unendlich viele Konflikte. Den Jungs fehlt die Mutterlinie in Namen und Identität genauso, wie Mädchen und Frauen!
Die Mutter ist meist die Person, der Sohn und Tochterr tausendmal in die Arme gesprungen ist, und ab spätestens der Pubertät gilt ein zugewandtes Verhalten beim Jungen plötzlich als „unmännlich “ und sollte möglichst aus dem Bewusstsein getilgt werden. Unnahbar und kühl muss man plötzlich wirken, Gefühle verstecken. Wie geht es Männern, die von Kind an darauf programmiert werden, einmal einer Frau als Liebespartner materiell etwas bieten zu müssen? Sie leiden doch mindestens unter genau soviel Spannung, wie Mädchen, die sich über Körper und Outfit ständig repräsentieren und definieren müssen.
Sind wir wirklich frei in unseren Entscheidungen, können wir immer mal wieder durchatmen ?
Diese Problematiken gibt es in Matriarchalen Gesellschaften kaum: Jungs und Mädchen werden in gleichen Werten konditioniert , und hohe soziale Kompetenz ist das höchste Gut !
Und genau deshalb ist es ja so interessant, sich über die Forschungsergebnisse zu informieren.
Das wichtigste ist aber, dass man weiß, dass es auch Lösungen gibt und man die Dinge praktisch umsetzen kann. Es bleibt keine Utopie! Den Anfang können Sie selbst machen, in dem sie sich die Zeit nehmen, diese Gesellschaftsform zu entdecken und zu erforschen.
Dazu gibt es jetzt die Gelegenheit bei der öffentlichen Tagung Zukunftswerkstatt Matri-Arche am 12. November in Stuttgart.
dasgesundmagazin sagt DANKE! ♥