WAS IST TRAUMA? Claudia Nangoi erzählt über ihre Erfahrungen als Advanced TRE®-Provider.
Ein Beitrag über einen neuen Ansatz aus der körperorientierten Traumatherapie unter Einbeziehung des Nervensystems und die Vorstellung der TRE®-Methode nach Dr. David Berceli
„Ich bin doch nicht traumatisiert!“
Diesen Satz höre ich immer wieder in meinen Vorträgen und Seminaren und er macht mir klar, dass das Wort Trauma im Grunde immer noch negativ besetzt ist. „Mit mir ist doch alles in Ordnung!“ oder „So schlimme Dinge habe ich doch gar nicht erlebt!“ – diese Aussagen beinhalten die Vorstellung, dass eine Traumatisierung darauf hindeutet, das dieser Mensch nicht stark oder fähig genug war, um mit einer schwierigen Erfahrung umzugehen. Es ist also ein Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz, traumatisiert zu sein. Dies gilt ganz besonders in unserer hoch funktionalen Gesellschaft. Auch deshalb ist es mir ein großes Anliegen, eine neue Sichtweise auf das Verständnis von Trauma zu eröffnen.
Dem ersten Schritt liegt die Beobachtung zugrunde, dass überfordernde Erfahrungen zu Körperreaktionen führen. Im zweiten Schritt kommt die Frage hinzu, wie stark die Überforderung ist, und wie lange sie anhält.
Eine leichte Überforderung wird in der Regel schnell überwunden und verarbeitet. Diesen Zustand bezeichnen wir oftmals als „Stress“. Solange die überfordernde Situation nicht zu schwer ist oder zu lange andauert, können wir recht gut damit umgehen.
Je heftiger aber die Überforderung ist oder je länger der überfordernde Zustand anhält, desto stärker werden die Reaktionen darauf. Im oberen Bereich der Skala dieser Vorgänge wird dieser Zustand als Trauma (leichte bis schwere Traumatisierung/Überforderung) bezeichnet und im unteren Bereich dieser Skala erleben wir dies als „genervt sein“ oder Stress.
Überforderungen lösen also immer eine Reihe von Reaktionen im Körper und ganz besonders in unserem Nervensystem aus. Diese Reaktionen dienen als reine Selbstschutzmechanismen. Eine Überforderung ist immer eine Erfahrung des „in diesem Moment nicht in der Lage zu sein, mit dem aktuell Erlebten angemessen umzugehen“.
Unser Nervensystem reagiert auf diese überfordernde Erfahrung mit dem so genannten Kampf- oder Fluchtmechanismus – oder wenn es gar nicht mehr anders geht mit Erstarrung. Dies nennen wir Schockzustand. Aber auch hier ist alles noch angemessen und in einem gesunden Bereich. Der Körper schützt sich erfolgreich selbst!
Die traumatische oder überfordernde Erfahrung fängt erst dann an unser Leben zu beeinträchtigen oder zum Problem zu werden, wenn es uns nicht gelingt die einstmals schützenden Körperreaktionen zu beenden. Wir bleiben in der Erregung oder in der Erstarrung eines längst vergangenen Erlebnisses stecken. All das spielt sich im Wesentlichen auf der körperlichen Ebene ab. Aus diesem Verständnis heraus können wir die Scham und das Gefühl von Unfähigkeit überwinden, schlimme Dinge erlebt zu haben. Selbst wenn wir feststellen, dass wir diese Erlebnisse noch nicht verarbeiten konnten und wir uns immer wieder voller Angst und Anspannung erleben, so können wir nun erkennen, dass es „nur“ unser Körper ist, der aus der Balance geraten ist.
Traumatisierende oder überfordernde Erlebnisse können sein:
Operationen und Unfälle jeglicher Art – auch kleinere oder unbedeutendere Eingriffe
Naturkatastrophen
Gewalt jeglicher Art
Missbrauch jeglicher Art
Vernachlässigung
Verlassen werden
Verlust oder Tod eines wichtigen Menschen
Verlust des Arbeitsplatzes
Langanhaltende Überforderungen im Arbeitsbereich oder in der Familie.
Kinder sind ganz besonders anfällig für Traumatisierung. Was Erwachsenen oft als Kleinigkeit erscheint, können Kinder als bedrohliche Überforderung erleben.
Es ist im Grunde nicht das Ereignis selbst, sondern: wer es erlebt und zu welchem Zeitpunkt es erlebt wird. Also kann jede Situation, die als schwierig und unangenehm erlebt wird und aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt, traumatisierend wirken.
Die TRE®-Methode nach Dr. David Berceli
So wie sich das Körpersystem bei Überforderung selbst schützt, so ist es auch in der Lage, sich wieder aus der entstanden Überladung zu befreien. Dieser Selbstheilungsmechanismus ist genetisch angelegt. Dr. David Berceli, der Begründer der TRE®- Methode, war einer derjenigen, der diesen speziellen Selbstheilungsmechanismus erkannte. Die von ihm entwickelte TRE®-Methode basiert auf der Erkenntnis, dass sich der Körper von der entstandenen Überladung durch Bewegungen aus dem Nervensystem (= Neurogenes Zittern) selbst wieder befreit.
Leider ist uns dieser Vorgang oft nicht mehr zugänglich. Und die Menschen, die ihn noch erleben, können ihn oft nicht wirklich einschätzen. Unwillkürliche Bewegungen des Körpers müssen erst verstanden und eingeordnet werden, dann können wir diesen einfachen und tiefgreifenden Selbstheilungsmechanismus wieder für uns anwenden und nutzen.
Die TRE®-Methode stellt eine Hilfe zur Selbsthilfe dar und kann in einem 1-tägigen Seminar erlernt werden. Als Vorbereitung dienen 6 einfache Körperübungen. Die 7. Übung, der TRE®-Prozess selbst, bringt den genetisch veranlagten Selbstheilungsmechanismus des Körpers, das sogenannten “Neurogene Zittern”, in Gang. Die TRE®-Übungsreihe, regelmäßig angewendet, ermöglicht es dem Körper und der Seele, in einen natürlichen Zustand von Entspannung zurückzukehren und wieder in sein Gleichgewicht zu kommen.
(c) Claudia Nangoi
Mehr Informationen über das Thema von:
www.tre-deutschland.de
www.traumaprevention.com
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