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DASGESUNDMAGAZIN VON BIRGIT MATZ

Sabrina Gundert über die Schwellenzeiten im Leben Stabil und sicher durchs Leben gehen können

Zur Buchveröffentlichung „Schwellenzeiten Wandelzeiten“ von Sabrina Gundert sind weitere Fragen in mir aufgetaucht, die ich unbedingt an die Autorin stellen wollte. Und wie schön und wertvoll: Diese hat mir Sabrina auch sehr gerne beantwortet. Danke dafür!

Viel Freude mit weiteren Einblicken und Erkenntnissen!

 

1.
Es gibt im Leben eines Menschen ja kleine oder größere Schwellen- und Wandelzeiten. Viele davon werden bewusst gefeiert (Geburtstag, Jubiläum, Hochzeit), die entscheidenden Übergänge jedoch (eher) nicht! Selbstverständlich ist keinem bei einer fetten Lebenskrise zum Feiern zumute, doch was wäre, wenn wir diese Kultur der Übergänge wieder zelebrieren würden? Was wäre, wenn eine Schwellenzeit gesellschaftlich anerkannt würde?

Sabrina:
Wenn eine Schwellenzeit gesellschaftlich anerkannt würde, würde uns das erst einmal Raum zum Durchatmen geben. Wir müssten nicht weiter so tun, als wäre alles in Ordnung – nicht funktionieren –, sondern dürften sein, so wie wir jetzt gerade sind.

Viele Menschen sagen mir, dass sie das Gefühl hatten, etwas stimme nicht mit ihnen, sie seien vielleicht krank oder depressiv, bis sie herausgefunden haben, dass sie in einer Schwellenzeit sind. Dass nichts falsch mit ihnen ist, wenn sie gerade kein Interesse an Smalltalk haben, sich etwas zurückziehen und mehr Zeit für sich brauchen. Wenn sie noch keine Antwort haben auf die Frage, wie es weitergehen soll, sondern sich erst einmal sortieren und dann erkennen müssen, mit was sie überhaupt weitergehen wollen.

Das gibt uns natürlich auch die Möglichkeit, den Wert der Schwellenzeit zu erkennen und zu nutzen: Prioritäten sortieren sich, Werte und Bedürfnisse treten klar hervor. Wir erkennen, was wichtig ist in unserem Leben und was nicht. Somit würde eine Gesellschaft, die die Schwellenzeiten anerkennt, reifere, klarere und mehr mit sich verbundene Menschen hervorbringen, die sich immer wieder Zeit nehmen, sich selbst und ihr Leben bewusst anzuschauen, um Weichen neu zu stellen und nachzujustieren – so dass es wieder für sie stimmt.

 

2.
Allzu menschlich ist die Angst vor Veränderung, insbesondere wenn sie nicht gewollt ist. Auf welche Weise könnten bewusst gestaltete Rituale wieder Einzug in unseren Lebensalltag halten, so dass damit auch schwierige Phasen gut zu bewältigen sind? Oder sind wir schon zu weit von der Natur entfernt und es fällt uns deshalb so schwer?

Sabrina:
Indem wir erkennen, dass Schwellenzeiten natürlicherweise zum Leben mit dazugehören, ist der erste Schritt getan. Wir versuchen nicht sie zu ignorieren oder weghaben zu wollen, sondern wir erlauben ihnen, zu sein. So wie der Winter zum Frühling, Sommer und Herbst mit dazugehört. Eine Jahreszeit, ein Teil vom großen Ganzen.

Ebenso können wir beginnen, den Übergang bewusst zu gestalten. Ein Ritual machen, in dem wir vom einen Zustand in den anderen gehen. Bei dem wir vielleicht auch mal bewusst auf der Schwelle verweilen. Einen klaren Schnitt setzen – ganz real mit einer Schere. Oder etwas ins Feuer geben – alte Gedanken, Wünsche oder Pläne.

Rituelle Handlungen im Außen machen sichtbar, was als Prozess in unserem Inneren lange schon aktiv ist. Das Buch gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten für Rituale, die direkt mit dem, was jeder von uns zuhause hat, umsetzbar sind.

 

3.
Gibt es Grenzen in der Arbeit mit deinem Buch? Wann benötigt ein Mensch eine psychologische Begleitung, weil eine Krise zum Beispiel ein Trauma auslöst? Können beide Hand in Hand gehen?

Sabrina:
Es gibt unterschiedliche Formen von Begleitung: Ob Coaching, Köperarbeit oder auch Psychotherapie. Wenn jemand merkt, dass er selbst alleine nicht weiterkommt und ihm die Arbeit mit einem Buch alleine eher zu groß wirkt oder man sich jemanden an die Seite wünscht, ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen.

Vielleicht merke ich auch, dass mein eigenes Lebensgerüst eh schon fragil ist und ich einen Menschen brauche (oder mehrere) statt nur ein Buch.

Das Buch kann ergänzend sein. Kann Wissen über Schwellenzeiten vermitteln, praktische Tools an die Hand geben und auch für künftige Schwellenzeiten den Weg ebnen und Mut machen, diesen bewusster zu begegnen.

So kann beides Hand in Hand gehen: Ich hole mir Unterstützung, wenn es mich alleine überfordert und ich kann mich selbst begleiten, wenn ich merke, dass mir so ein Buch gut tut.

In jedem Fall  können wir durch das Wissen zu Schwellenzeiten und ihrem typischen Ablauf stabiler und sicherer im Leben stehen.

 

Zusatzfrage: Was ist dein Herzenswunsch für eine Gesellschaft in der Krise (wie sie heute ist, so finde ich!)?

Sabrina:
Still zu werden. Sich Raum zu schaffen, um sich selbst wieder zuzuhören. Den leisen Regungen im Inneren, den Wünschen und Träumen, den Bedürfnissen, die mit dem eigenen Herz und der Seele verbunden sind.

Nicht nur aus dem Kopf zu agieren, sondern in ein tieferes Verständnis über die Abläufe des Lebens zu kommen, auch und indem ich das Wissen über die Natur und ihre Rhythmen mit hinzunehme.

Aus diesem Verbundensein mit sich, der inneren Stimme und der Natur kann eine Fähigkeit zum Treffen von Entscheidungen in einer großen Ruhe und aus einer Stille heraus entstehen. Eine Kraft, die uns sicher – weil verbunden – in die Zukunft trägt.

 

♥ Ein Herzensdank an Sabrina Gundert für die Beantwortung meiner Fragen! ♥

 

(C) Foto: Katharina Kraus

Sabrina Gundert lebt in der Schweiz und ist Unternehmerin, Coach, Autorin, Sprecherin, Journalistin und Dozentin. Ihr umfangreiches Fachwissen nährt sich aus Bereichen Ritualarbeit, Einzelbegleitung, Prozessbegleitung, Coaching, Storytelling, Improvisationstheater, Kreisarbeit, Schwellengänge, Arbeit in und mit der Natur, Zyklisches Leben und Arbeiten.

 

 

 

Mehr über die Autorin: sabrinagundert.de
Mehr über das Buch: schwellenzeiten.ch

Copyright Titelbild: Katharina Kraus

 

Buchtipp: Schwellenzeiten – Wandelzeiten

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