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DASGESUNDMAGAZIN VON BIRGIT MATZ

Das kluge Vorwort im neuen Yoga aktuell: Tanzt um euer Leben Die weisen Gedanken von Uwe Haardt - Chefredakteur & Herausgeber

Uwe Haardt ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift YOGA AKTUELL sowie Inhaber des Blogs AMORALION. Er nimmt in den Editorials des Magazins meist Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen. So auch in der aktuellen Ausgabe 155 (für Dezember/Januar 25/26).

Für mich ist es jedes Mal wie ein kleines Erwachen, wenn sich mit seinen Worten Himmel und Erde berühren, und wenn das Sichtbare mit einem scheinbar unsichtbaren Hintergrund verschmilzt. Insbesondere, wenn die Weisheit des Yogas auf die Weisheit des Alltags trifft.

Aus dem Blogbeitrag vom 27.11.2025/Editorial Yoga aktuell 155:

Tanzt um euer Leben

 

Überall um uns herum brechen alte Gewissheiten zusammen. Fabriken, die einst den Stolz vieler ausmachten, drohen zu Industrieruinen zu werden. Parteien, denen unsere Eltern vertrauten, verlieren ihre Mitte, Währungen ihre Stabilität. Künstliche Intelligenz stellt infrage, was menschlich ist, was schöpferisch ist. Kriege kehren zurück nach Europa, und die Jugend blickt ohne Hoffnung in die Zukunft.

Wir alle spüren es: Etwas geht zu Ende. Doch was, wenn dieses Ende nicht der letzte Akt ist, sondern eine Verwandlung? Was, wenn der Schmerz, den wir fühlen, nicht nur der des Sterbens ist, sondern der einer neuen Geburt?

Die alten Seher (Rshis) Indiens erkannten in der Tiefe ihrer Wesensschau eine dreifache Wahrheit, die sie Trimurti nannten – die drei Gesichter des einen, ewigen Rhythmus. Brahma, der aus der Leere heraus die Welten gebiert. Vishnu, der das Geborene in liebevoller Umarmung hält. Und Shiva, der große Befreier, der die erstarrten Formen wieder in den Tanz der Möglichkeiten zurückführt. Nicht als drei getrennte Götter erscheinen sie, sondern als der eine Atemzug der Existenz selbst: das Ausatmen Brahmas, das die Welten gebiert; das Atemhalten Vishnus, das sie bewahrt; das Einatmen Shivas, das sie wieder in die Quelle zurückführt.

In der Samkhya-Philosophie des Yoga offenbart sich dieselbe Weisheit durch die drei Gunas – jene Grundqualitäten, aus deren Tanz die gesamte manifeste Welt hervorgeht. Rajas, die feurige Kraft der Bewegung und Leidenschaft, ist der Atem Brahmas selbst. Es ist jener heilige Impuls, der aus der Stille heraus ruft: „Es werde!” Ohne Rajas keine Morgendämmerung, kein erster Herzschlag, kein schöpferischer Gedanke. Sattva, die kristallene Qualität der Harmonie und Klarheit, durchströmt Vishnus bewahrende Umarmung. Es ist das goldene Gleichgewicht, das den Tag in seiner Fülle hält, die Weisheit, die den Dharma hütet. In unserer Yogapraxis streben wir nach dieser sattvischen Qualität, nach jenem klaren Zustand des Geistes, in dem sich die Wahrheit spiegelt wie der Mond im stillen See. Und Tamas, so oft missverstanden und gefürchtet, ist Shivas dunkle Gnade. Es ist nicht die Finsternis der Ignoranz allein, sondern jene fruchtbare Dunkelheit des Mutterschoßes, in der neues Leben keimt. Tamas ist die heilige Trägheit, die den rastlosen Geist zur Ruhe bettet, die Auflösung, die Raum für Erneuerung schafft. Ohne Tamas würde das Universum in rastloser Aktivität verbrennen.

Dieser Rhythmus durchpulst alles, vom winzigsten Atom, das in Nanosekunden zwischen Sein und Nichtsein oszilliert, bis zu den gewaltigen Galaxien, die in Äonen langen Spiraltänzen verschmelzen und sich neu gebären. In jeder Zelle unseres Körpers vollzieht sich diese heilige Dreiheit: Mitose, Metabolismus, Apoptose – Geburt, Leben, programmierter Tod als Dienst am größeren Ganzen.

Wir sind nicht nur Zeugen dieses kosmischen Tanzes, wir sind seine Erscheinung gewordene Verkörperung.

Betrachten wir die Generationenfolge der Menschen, so offenbart sich das gleiche Muster. Die Gründerväter und -mütter, seien es jene von Familiendynastien oder ganzen Nationen, tragen das Feuer Brahmas in sich. Aus Schutt und Asche, aus Hunger und Not erschaffen sie mit bloßen Händen neue Welten. Ihre Kinder, genährt von dieser Schöpferkraft, werden zu Bewahrern, zu Hütern der Flamme. Sie bauen aus, verfeinern, bringen zur Blüte, was die Väter und Mütter säten. Doch die Enkel, geboren in die Fülle, kennen weder den Hunger noch den heiligen Zorn der Schöpfung. In ihnen muss deshalb Shiva, der Transformator, erwachen.

Was in den Augen der Bewahrer wie Zerstörung erscheint, ist in Wahrheit die notwendige Auflösung erstarrter Formen.

Deutschland tanzt gegenwärtig diesen Shiva-Tanz. Die Kathedralen der Industrie befinden sich im Niedergang, die Gewissheiten von gestern werden zu Staub. Drei Generationen nach dem großen Krieg und nach dem phönixgleichen Aufstieg aus der Asche, kehrt – metaphorisch gesprochen – die „Asche” zurück. Doch dies ist kein Grund zur Verzweiflung, sondern zur ehrfürchtigen Teilnahme am größten Mysterium der Schöpfung überhaupt: der ewigen Wandlung.

Hier bitte weiterlesen!

 

(c) Uwe Haardt

 

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(c) Titelbild: Pixabay: Danke!

 

 

 

 

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